13. Juli 2018

Warum Faltpendler?

Nun ja, ich fahre seit ca. 3 Jahren täglich mit dem Fahrrad ins Büro. Es war anfangs so, dass ich aufgrund eines neuen Arbeitsplatzes ca. 14 - 15 km von der Arbeitsstätte entfernt wohnte. Anfangs fuhr ich mit meinem Auto ins Büro. Bald musste ich aber feststellen, dass der Verkehr in Berlin so absolut nicht kompatibel mit mir ist. Dann habe ich mich mal an die S-Bahn gewagt. Das war schon etwas entspannter.
Die richtige Lösung war aber auch das nicht für mich. Störungen und Verspätungen trübten das etwas.
Also musste ich mir etwas überlegen. Daher habe ich mein 5 Jahre altes, aber selten benutztes Crossrad entstaubt, geprüft und bin einfach mal los gefahren. Das war für mich als untrainierten leicht übergwichtigen jungen Mann anfangs alles andere als einfach und kostete etwas an Überwindung.
Anfangs bin ich 2 mal die Woche gefahren, innerhalb weniger Wochen dann aber schon täglich. Und das tat mir richtig gut. Es hat Spaß gemacht und man kam entspannt nach Hause zur Familie.
Irgendwann sind wir jedoch umgezogen. Wohntechnisch haben wir uns zwar bedeutend verbessert, aber mein Arbeitsweg war nun plötzlich viel weiter. Die einfache Strecke betrug 38 km. Das ist leider (für mich zumindest) zu viel zum Pendeln mit dem Fahrrad. Der Bahnhof (S-Bahn und Regionalzug) waren wir mittlerweile auch etwas weiter entfernt. Also habe ich das Fahrrad mit der Bahn kombiniert.
Es war Sommer 2017 und im Sommer erweitert die Deutsche Bahn ihr Angebot um Fahrradwagen (ich nenne sie an dieser Stelle einfach so, die korrekte Bezeichnung fällt mir aktuell nicht ein). Dort passen viele Fahrräder rein und es gibt meistens ausreichend Platz.  Irgendwann kam jedoch der Herbst und dieses Angebot verschwand wieder. Da ich aber ganzjährig auf das Fahrrad angewiesen bin habe ich das Fahrrad weiterhin genutzt. Sehr zum Ärger vieler anderer Fahrgäste. Im Herbst/Winter kann es sehr eng und ungemütlich in den Zügen der Deutschen Bahn werden und in der S-Bahn noch viel enger.
Außerdem hat das Fahrrad in der Bahn einen weiteren Nachteil. Ich benötige ein Fahrradticket. Die Monatskarte kostet 13,50 Euro. Aufgrund der Situation und der Nachteile habe ich nachgedacht ob es eine alternative Lösung gibt.
Das Fahrrad am Bahnhof stehen lassen und am Ausstieg bis ins Büro laufen. Das war allerdings auch ziemlich weit.. Außerdem brauche ich so auch viel länger.

Irgendwann kam ich bei meinen Überlegungen auf das Faltrad. Die Idee kam mir auch schon beim letzten Fahrradkauf. Damals habe ich das Faltrad verworfen weil es für mich zu viele Einschränkungen hatte:

  • Zu wenig maximales Systemgewicht, dadurch kaum Gepäck möglich (wie gesagt, ich 90+ KG-Klasse). Ein Faltrad verträgt zw. 100 und 105 KG Fahrergewicht.
  • Die Gelenke zum Falten interpretierte ich als potentielle Schwachstelle
  • Ist es praktikabel jedes mal das Rad zu falten?
  • Kleine Laufräder sind blöd zu fahren, weil man jede Unebenheit des Bodens spürt
  • Anhängerbetrieb überhaupt möglich?
  • Falträder sind teuer.
  • usw..
Es dauerte dann doch noch eine ganze Weile bis ich den Gedanken weiter gesponnen habe und mich weiter informiert habe. Einige von meinen Bedenken konnte ich ausräumen, mit anderen bin ich mittlerweile bereit zu leben. Nachdem ich meine Frau überzeugen konnte, dass ich das Faltrad testen kann, habe ich nach einem günstigen Einstieg zum ausprobieren gesucht.
Meine Idee war, dass ich ein Faltrad kaufe, es eine Weile als Pendlerrad benutze und ggf. (wenn es nicht passt) wieder verkaufe (wenn auch sicher mit Verlust).
Anfangs habe ich nach einem gebrauchten Faltrad (Dahon oder Tern) geschaut. Leider sind diese meist entweder total runtergeritten oder es gibt viele Falträder vom Discounter (Aldi, usw). Einige günstige habe ich jedoch auch schnell verworfen (zB Decathlon Tilt Serie).
Am Ende war ich sicher, es wird ein einfaches Dahon oder Tern. Die beiden (verwandten) Hersteller sind, so denke ich, das günstigste brauchbare im Faltradsegment.
Entschieden habe ich mich für das Tern Link N8 bei einem deutschen Händler. Kostenmäßig war das Rad bei 549 Euro. 
Das Modell ist auf der deutschen Tern-Website nicht aufgeführt, deswegen bin ich nicht sicher, ob es ein Vorjahresmodell oder eine Variante aus dem Ausland ist. Damit konnte ich leben.

Tern Link N8 im Originalzustand nach dem Kauf

Gewichtstechnisch liegt das Tern bei 12,2 kg. Auch das war für mich noch akzeptabel.
Ich hatte Schutzbleche, Gepäckträger, 8-Gang Kettenschaltung, V-Brakes. 
Den Sattel habe ich gleich zu Beginn mit meinem Ergon Sattel getauscht.

Anfangs habe ich noch 28-Zoll-Trekkingrad und Faltrad abgewechselt. Allerdings hat sich das im laufe der Wochen etwas in Richtung Tern verschoben. Das Fahrrad fährt sich wirklich sehr ordentlich. Es ist sehr agil. Anfangs musste ich mich dran gewöhnen. Durch die kleinen Räder und den kurzen Radstand hatte ich bei den ersten Fahren das Gefühl etwas wackelig zu sein. Das hat sich schnell geändert. Auch bin ich sehr schnell unterwegs. im Schnitt bei 19 - 20 km/h.

Was bleibt am Ende?

Es war keine Liebe auf den ersten Blick, aber es ist Liebe. :-)
Mein Trekker steht quasi nur noch rum und ich habe das Tern jeden Tag dabei.
Die Anhängerkupplung vom Croozer ist mittlerweile am 20 Zoll Tern. Bei der Fahrt zur Kita erntet man dafür gelegentlich komische Blicke.

Diesen Block habe ich eröffnet um eine Art Langzeiterfahrung zu dokumentieren.

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